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Bildmanagement in der Radiologie: Drei Experten im Interview zu aktuellen Entwicklungen und Innovationen

Ein effizientes Bilddatenmanagement spielt eine wichtige Rolle in der Radiologie, in Krankenhäusern, aber auch anderen medizinischen Fachrichtungen, in denen Bilddaten erzeugt und verwaltet werden. Wir haben zum Jahresabschluss 2024 drei Experten aus dem Bereich gefragt, wo Sie aktuell Herausforderungen sehen, wie moderne Technologien wie die Cloud helfen, diesen zu begegnen und was sie sich von der Politik wünschen, um die Digitalisierung des Gesundheitswesens voranzutreiben.

Der MIT-Leiter: Dr. Henning Janßen

Dr. Henning Janßen ist Leiter Medizin- und Informationstechnik am Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide.

Die Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide ist das städtische Krankenhaus für Bremerhaven und die Region. Als Klinikum der Maximalversorgung verfügt es über 813 Betten, 16 Kliniken, zwei Instituten und einem medizinischen Versorgungszentrum. Jährlich werden dort ca. 25.000 stationäre und ca. 3.000 tagesklinische Patienten behandelt. Zudem werden pro Jahr ca. 20.000 Patienten ambulant sowie ca. 31.000 Notfälle versorgt. Mit rund 2.500 Beschäftigten ist es das größte Krankenhaus in der Unterweserregion.

1. Welche Herausforderungen oder Engpässe sind Ihnen in Ihrem Arbeitsalltag begegnet, bevor Sie sich für eine Cloud-Lösung entschieden haben?

Dr. Henning Janßen: “Wir haben davor auf lokale Lösungen gesetzt, dadurch mussten wir alle drei bis fünf Jahre kostenintensive Ersatzbeschaffungen der Speichersysteme vornehmen. Bei der Langzeitarchivierung bestand zudem eine hohe Abhängigkeit von unserem PACS-Hersteller und diese wollten wir gerne auflösen. Außerdem waren die Prozesse im Zusammenhang mit der Übermittlung von digitalen radiologischen Bildern an Weiterbehandler oder den Patienten ziemlich aufwändig durch die CD/DVD-Erstellung, Taxitransport oder Nutzung von lokalen Portallösungen.”

2. Gab es einen Moment oder eine Situation, die Ihnen klar gemacht hat, dass eine Veränderung unumgänglich ist?

Dr. Henning Janßen: “Leider hat uns unser PACS-Hersteller vor einigen Jahren vor große Herausforderungen gestellt. Wir hatten mit erheblichen Serviceprobleme zu kämpfen, da kein lokaler Support in Deutschland mehr angeboten wurde. Dadurch wurde uns bewusst, dass wir unser Bilddatenmanagement unabhängig von unserem PACS aufstellen müssen. Unser Fokus lag daher darauf, unser Langzeitarchiv vom PACS weg in die Cloud zu migrieren.”

3. Wenn Sie auf Ihre Entscheidung für eine Cloud-Lösung zurückblicken, wie bewerten Sie diese heute? Welche positiven Veränderungen haben Sie festgestellt?

Dr. Henning Janßen: “Natürlich hatten wir auch bei dieser Lösung zunächst Investitionskosten und die laufenden Kosten sind auch nicht unerheblich. Allerdings können wir nun unser Datenwachstum einfacher abbilden und müssen an dieser Stelle nun nicht mehr in neue Speichersysteme investieren. Zudem haben wir uns entschieden, digitale Röntgen-Bilder unserer Patientinnen und Patienten künftig mittels QR-Codes statt CDs zu teilen. Das ist für uns ein sehr wichtiger Punkt, an dem die Vorteile dieser Cloud-Lösung voll zum Tragen kommen werden. Zudem funktioniert für uns das Einlesen von Fremdbildern über die Importer-Software bereits jetzt sehr gut.”

4. Was muss aus Ihrer Sicht auf politischer Ebene passieren, damit digitale Innovationen noch stärker in der Radiologie und in Krankenhäusern eingesetzt werden?

Dr. Henning Janßen: “Aus meiner Sicht muss die Bildübertragung bundesweit einheitlich gelöst werden. Aktuell baut jedes Haus seine eigene Lösung. Jedes Krankenhaus müsste sich derzeit an unzählige verschiedene radiologische Netzwerke anbinden – da fließt viel Geld in den Transport von Daten. Aus meiner Sicht sollte die Bildübertragung bundesweit durch die Telematik-Infrastruktur gestützt, einheitlich und standardisiert erfolgen. Ein Beispiel für langwierige Entscheidungsprozesse in Deutschland ist die ePA. Ich empfinde es als zunehmend frustrierend, dass wir verglichen mit anderen Ländern dermaßen schlecht dastehen. Ein weiteres Beispiel sind die aktuell viel diskutierten Patientenportale. Auch hier würde ein bundeseinheitlicher Lösungsansatz Vieles erleichtern und die Kosten und Aufwände für die Anbindung der unterschiedlichen Portale deutlich minimieren.”

5. Wie können Ihrer Meinung nach Radiologen, Kliniken und SaaS-Anbieter enger zusammenarbeiten, um die Herausforderungen der digitalen Bildgebung zu meistern und eine zukunftsorientierte Gesundheitsversorgung zu fördern?

Dr. Henning Janßen: “Wir wünschen uns praxisgerechte und einheitliche Grundlagen von der Politik. Dann können Hersteller und Betreiber entsprechend nachziehen.”

Leider hat uns unser PACS-Hersteller vor einigen Jahren vor große Herausforderungen gestellt. Wir hatten mit erheblichen Serviceprobleme zu kämpfen, da kein lokaler Support in Deutschland mehr angeboten wurde. Dadurch wurde uns bewusst, dass wir unser Bilddatenmanagement unabhängig von unserem PACS aufstellen müssen.

Dr. Henning Janßen, Klinikum Bremerhaven-Reinkenheide

Der Radiologe: Dr. Peter Pickel

Dr. Peter Pickel ist Facharzt für Diagnostische Radiologie in der Rheinischen Radiologie Köln-Sülz.

Die Rheinische Radiologie unterhält zwei Standorte – den ursprünglichen Standort in der Bernrather Straße in Köln-Sülz sowie einen zweiten in Köln-Porz in Kooperation mit dem dortigen MVZ. Die Praxis wird seit 2016 von Dr. Pickel geleitet, seit 2023 gemeinsam mit seinen Partnern Dr. Becken und Dr. Kasemian. Neben Kernspintomographie und Computertomografie umfasst das Leistungsspektrum der Praxis auch digitale Mammographie sowie hochauflösende Sonographie.

1. Welche Herausforderungen oder Engpässe sind Ihnen in Ihrem Arbeitsalltag begegnet, bevor Sie sich für eine Cloud-Lösung entschieden haben?

Dr. Peter Pickel: “Vor dem Einsatz der Cloud erfolgte die Bereitstellung von Bild-Serien teilweise deutlich verzögert. Dadurch haben Arbeitsabläufe unabhängig vom Patienten an manchen Stellen gehakt. Um neue Untersuchungen vernünftig fahren zu können, brauchen meine Mitarbeiter die Voruntersuchungen. Falls diese auf sich warten lassen, ist das bei einer Untersuchung des Knies kein Problem. Bei abdominalen Untersuchungen sind sie aber zwingend erforderlich.”

2. Gab es einen bestimmten Moment oder eine Situation, die Ihnen klar gemacht hat, dass eine Veränderung unumgänglich ist?

Dr. Peter Pickel: “Mir war schon länger klar, dass Cloud-Lösungen für uns die beste Option sind. Allerdings mussten wir etwas warten, bevor wir mit unseren Konzepten in die Umsetzung gehen konnten, weil der gesetzliche Rahmen noch nicht da war. Wir haben uns schon frühzeitig verschiedene Cloud-Lösungen angesehen und als sinnvoll erachtet, vor allem wenn man mit verschiedenen Standorten arbeitet und auf Bilder zugreifen möchte. Daher konnten wir, nachdem die Cloud-Nutzung rechtlich erlaubt war, schnell in die Umsetzung gehen.”

3. Wenn Sie auf Ihre Entscheidung für eine Cloud-Lösung zurückblicken, wie bewerten Sie diese heute? Welche positiven Veränderungen haben Sie festgestellt?

Dr. Peter Pickel: “Alle Abläufe, die mit Bilddaten zu tun haben, haben sich extrem beschleunigt. Das Abrufen und auch Übermitteln von Bildern ist deutlich komfortabler als davor. Der Datentransport hängt nicht mehr an einzelnen Leitungen, wodurch uns das mehrfache Versenden von Daten von einem zum anderen Standort erspart bleibt.”

4. Was muss aus Ihrer Sicht auf politischer Ebene passieren, damit digitale Innovationen noch stärker in der Radiologie und in Krankenhäusern eingesetzt werden?

Dr. Peter Pickel: “Wir sind in Deutschland bei Digitalisierung eher im Hintertreffen, gerade im Vergleich zu Dänemark, Finnland oder Norwegen. Ich würde mir wünschen, dass wir es schaffen, die Wege zu mehr Digitalisierung zu verschlanken, natürlich ohne die Sicherheit zu vernachlässigen. Aktuell bin ich aber schon sehr zufrieden damit, dass wir cloudbasierte Software nutzen können – das ist für mich das A und O, weil wir viel flexibler sind, zum Beispiel, wenn einzelne Workstations mal ausfallen. Wir können dann viel schneller auf eine andere Workstation wechseln, ohne irgendwelche Installationen durchführen zu müssen.”

5. Wie können Ihrer Meinung nach Radiologen, Kliniken und SaaS-Anbieter enger zusammenarbeiten, um die Herausforderungen der digitalen Bildgebung zu meistern und eine zukunftsorientierte Gesundheitsversorgung zu fördern?

Dr. Peter Pickel: “Das lässt sich eigentlich nicht in einem Satz zusammenfassen. Es gibt viele Bereiche, die man verbessern kann, wenn sich die Systeme besser miteinander verstehen würden. Die Cloud ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg. Wir brauchen mehr Standards und Vereinheitlichung in der Datenkommunikation, damit Prozesse schneller funktionieren und auch der Datenaustausch besser wird. Ich vergleiche das gerne mit dem Ladekabel für das Handy, das jetzt endlich für alle Geräte passt. Wenn ich an ein konkretes Beispiel aus meiner Praxis denke, würde ich mir zum Beispiel wünschen, dass der Download von Bilddaten aus QR-Codes besser klappt. Bei Ihrem System funktioniert das schon sehr gut, bei vielen anderen leider nicht. Dabei wäre das auch gerade für Krankenhäuser sehr wichtig, zum Beispiel zur OP-Vorbereitung.”

Mir war schon länger klar, dass Cloud-Lösungen für uns die beste Option sind. Allerdings mussten wir etwas warten, bevor wir mit unseren Konzepten in die Umsetzung gehen konnten, weil der gesetzliche Rahmen noch nicht da war.

Dr. Peter Pickel, Rheinische Radiologie Köln-Sülz

Der SaaS-Dienstleister: Andreas Dobler

Andreas Dobler, ist Geschäftsführer von Telepaxx Medical Data, einem führenden SaaS-Anbieter für das Management medizinischer Bilddaten in der Cloud.

Die Telepaxx Medical Data GmbH betreibt das größte cloudbasierte Archiv für diagnostische Bilddaten in Europa und managt über 25 Milliarden Bilddaten für Kunden aus dem Gesundheitswesen. Das Unternehmen arbeitet mit mehreren hundert Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten in Deutschland zusammen.

1. Welche Herausforderungen nehmen Sie aktuell in den Gesprächen mit Krankenhäusern und radiologischen Arztpraxen wahr?

Andreas Dobler: “Ein großes Thema, das uns immer wieder begegnet, sind die erweiterten Sicherheitsanforderungen, die durch KRITIS und die NIS-2-Richtlinie vorgegeben werden. Viele bestehende Bilddatenmanagementsysteme können diese Anforderungen nicht vollständig abdecken, was zu Unsicherheiten führt.
Darüber hinaus sind Business Continuity-Konzepte ein entscheidender Punkt. Krankenhäuser und Praxen fragen sich zunehmend: Wie stelle ich sicher, dass ich weiterhin auf Bilddaten zugreifen kann, selbst wenn mein Netzwerk auf Grund einer Cyberbedrohung nicht nutzbar ist? Das ist nicht nur eine technische, sondern auch eine strategische Herausforderung.”

2. Welche Rückmeldungen haben Sie von Ihren Kunden erhalten, seit diese auf Cloud-Lösungen umgestiegen sind, und welche positiven Veränderungen konnten Sie beobachten?

Andreas Dobler: “Die Rückmeldungen sind durchweg positiv. Viele Kunden berichten von einem geschmeidigen Übergang, was vor allem an der durchdachten Planung und der unveränderten Weiternutzung bereits etablierter Schnittstellen liegt, beispielsweise der H7 DICOM-Integration. Ein klarer Vorteil der Cloud-Lösungen ist die verbesserte Verfügbarkeit und Geschwindigkeit der Daten. Auch deren Elastizität und Flexibilität werden positiv bewertet: Die Nutzer haben jederzeit und überall Zugriff auf ihre Bilddaten. Viele Kliniken schätzen zudem, dass die IT-Abteilungen durch die Cloud-Lösungen entlastet werden. Das erlaubt den IT-Teams, sich auf spezifisches Fachwissen und strategische Projekte zu konzentrieren, statt sich mit alltäglichen IT-Aufgaben aufzuhalten.”

3. In welchen Bereichen sehen Sie noch Potenzial für Innovationen oder Verbesserungen im Bereich der digitalen Bilddatenverwaltung, und wie plant Telepaxx, diese weiter voranzutreiben??

Andreas Dobler: “Bisher werden Cloud-Daten primär archiviert oder geteilt, was häufig zu Insellösungen führt. Hier sehen wir großes Potenzial, mehr Funktionalitäten zu integrieren, wie etwa diagnostisches Viewing oder eine stärkere Interoperabilität zwischen Systemen. Besonders im Hinblick auf die elektronische Patientenakte könnte der Nutzen erheblich gesteigert werden, wenn Daten nahtlos zwischen verschiedenen Plattformen bereitgestellt werden. Telepaxx plant, diese Potenziale gezielt zu adressieren. Wir entwickeln Lösungen, die nicht nur Daten speichern, sondern auch aktiv in diagnostischen Workflows bereitstellen. Unser Ziel ist es, Daten besser nutzbar und interoperabel zu machen.”

4. Wie sehen Sie die Rolle der Politik? Was muss aus Ihrer Sicht passieren, damit digitale Innovationen schneller und effektiver umgesetzt werden können?

Andreas Dobler: “Politische Vorgaben spielen eine zentrale Rolle, bringen aber auch Herausforderungen mit. Ein Beispiel ist die Telematik-Plattform der GEMATIK, die nach wie vor die gemeinsame Nutzung von Bilddaten in der Fläche noch nicht möglich macht. Ein weiterer beispielhafter Punkt für Innovationen ist die Vergütung von KI-Lösungen. In Deutschland werden diese oft nicht finanziell getragen, was ihren Einsatz in der Praxis erschwert. Es wäre wichtig, dass Technologien, die nachweislich die Versorgung verbessern, durch Kostenträger auch vergütet werden.”

5. Wie können Ihrer Meinung nach Radiologen, Kliniken und SaaS-Anbieter enger zusammenarbeiten, um die Herausforderungen der digitalen Bildgebung zu meistern und eine zukunftsorientierte Gesundheitsversorgung zu fördern?

Andreas Dobler: “Die Basis einer erfolgreichen Zusammenarbeit ist die konsequente Nutzung von Standards. SaaS-Anbieter können hier eine Schlüsselrolle übernehmen, indem sie Plattformen bereitstellen, die den standard-basierten Austausch zwischen Radiologen, Kliniken und anderen Akteuren erleichtern. Eine zentrale Datenbereitstellung wäre ein weiterer Schritt nach vorn. Hierfür wäre eine einrichtungsübergreifende medizinische Identität sehr hilfreich. Wichtig ist, dass die Zusammenarbeit durch klare Regelungen und Interoperabilitätsstandards gefördert wird. Radiologen, Kliniken und Anbieter sollten gemeinsam an Lösungen arbeiten, die nicht nur die aktuellen Herausforderungen adressieren, sondern auch eine standard-basierte, belastbare Grundlage für die Gesundheitsversorgung der Zukunft schaffen..”

Viele Kliniken schätzen, dass die IT-Abteilungen durch Cloud-Lösungen entlastet werden. Das erlaubt den IT-Teams, sich auf spezifisches Fachwissen und strategische Projekte zu konzentrieren, statt sich mit alltäglichen IT-Aufgaben aufzuhalten.

Andreas Dobler, Telepaxx Medical Data

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