Was sind die langfristigen Trends in der Softwareentwicklung? Telepaxx Gesellschafter und Digithurst Geschäftsführer Rainer Kasan gibt eine Prognose ab.
Welche aktuellen Entwicklungen und Trends beeinflussen die Entwicklung medizinischer Software?
Rainer Kasan: „Im Wesentlichen sind drei IT Trends zu nennen. Virtualisierung stellt dem Anwender eine Abstraktionsschicht von der Hardware zur Verfügung. Hierdurch ergibt sich eine höhere Flexibilität und Skalierbarkeit. Bei der Servervirtualisierung und der damit einhergehenden Speicherkonsolidierung ergeben sich Kostenreduktionen durch eine bessere Auslastung der Systeme sowie geringere Energie und Wartungskosten. Cloud Computing bietet dem Anwender neben horizontalen Anwendungsformen, wie Infrastruktur as a Service auch die effektive und sichere On-Demand-Nutzung komplexer Applikationslandschaften, ohne sie selbst betreiben zu müssen.
Als dritter Trend ist die zunehmende Verbreitung von Mobile Devices zu nennen. Treibende Kraft ist die rasante Verbreitung von Smartphones und Tablet-PCs. Hierauf muss sich moderne Medizinsoftware einstellen. Die Mehrzahl der Medizinproduktehersteller ist der Meinung, dass schon 2015 die Mehrzahl des ärztlichen und pflegerischen Personals in den Industrieländern mit Gesundheits-Apps arbeiten wird. Es zeichnet sich auch eine steigende Nachfrage nach Patienten Apps ab.“
Welche Anwendungsbeispiele sind für medizinische Apps denkbar?
Rainer Kasan: „Die Erfassung von relevanten Vitaldaten, deren Auswertung durch eine App auf einem Smartphone und ggfs. deren Übermittlung an ein Monitoringcenter kann vor allem bei den verbreitenden Zivilisationskrankheiten, wie z.B. Diabetes, genutzt werden und bietet eine enormes Einsparpotential. Auch neue Kooperationsformen im ärztlichen Bereich können durch Apps unterstützt werden.“
Was bedeutet das für Medizinsoftware?
Rainer Kasan: „Moderne Medizinsoftware muss auf Internet-Technologien basieren, um orts-, rechner- und plattformunabhängig eingesetzt werden zu können. Sie besteht in der Regel aus einem schlanken Kernprodukt mit definierten Schnittstellen ergänzt um Web Services und Apps für die mobile Verfügbarkeit. Web Application Frameworks wie Grails und dynamische typisierte Werkzeuge wie Groovy werden die Entwicklungsumgebung der Zukunft bestimmen. Bei aller technologischen Begeisterung darf aber nicht vergessen werden, dass der rechtliche Rahmen zur Entwicklung von Medizinprodukten relativ eng gesteckt ist und bei allem Tun das wohl des Patienten und der Schutz seiner Daten an erster Stelle stehen muss.“
Rainer Kasan ist Telepaxx Gesellschafter sowie Geschäftsführer von Digithurst, unserem Schwesterunternehmen. Der Wirtschaftswissenschaftler, Computer Engineer und QM-Auditor verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Medizin-IT.